Kein Nebenkostenprivileg mehr: Was bedeutet das für Mieter?
Zum 1. Juli wird in Deutschland das Nebenkostenprivileg für Kabelgebühren abgeschafft. Das mag auf den ersten Blick vielleicht nebensächlich erscheinen. Für Mieter kann die Gesetzesänderung aber finanzielle Vorteile mit sich bringen. Doch nicht jeder ist hier pauschal betroffen.
Endlich freie Wahl beim Fernsehen
Zwei Zimmer, Küche, Bad – und Kabelfernsehen? Heutzutage in vielen Mietwohnungen eine gängige Praxis. Denn die Installation bringt bauliche Veränderungen und einmalig gewisse Kosten mit sich. Die anfallenden Kosten haben Wohnungsbesitzer bislang gerne auf den Rücken der Mieter abgewälzt. Selbst, wenn das Kabelfernsehen gar nicht genutzt wurde, gab es einen fixen Posten in der Nebenkostenabrechnung. Freie Wahl beim Fernsehen war somit nur eingeschränkt möglich. Denn entweder haben sich Mieter mit dem Kabelfernsehen arrangiert oder für einen anderen Empfang mit doppelten Kosten leben müssen. Das sogenannte Nebenkostenprivileg wird nun aber zum 1. Juli endgültig abgeschafft.
Neue Technik macht Anpassung notwendig – und Kabelfernsehen oft überflüssig
1984 ging eine große TV-Revolution an den Start. Damals wurde das Kabelfernsehen in Deutschland eingeführt. Für die Verbraucher bedeutete das plötzlich eine Vielzahl an Kanälen. Um die Verbreitung des Kabelfernsehens zu fördern, wurde damals auch das Nebenkostenprivileg erlassen. Die Regelung ist aber längst nicht mehr zeitgemäß. Denn die Technik hinter dem Fernsehen stand die letzten 40 Jahre natürlich nicht still. Satellitenempfang und Internet-TV haben in immer mehr Haushalten Einzug gehalten. Das gilt natürlich auch bei Mietern. Doch hier gab es mit dem Nebenkostenprivileg bislang immer eine zusätzliche Hürde. Denn zwar sind Satellitenempfang und Internet-TV in der Mietwohnung natürlich nicht verboten. Mit einem vorhandenen Kabelanschluss kam dann aber eine weitere finanzielle Belastung auf die Mieter zu.
Mieter mit Kabelanschluss aufgepasst: Das ist jetzt zu beachten
Wenn auch Du in Deiner Mietwohnung einen Kabelanschluss hast, gibt es nun zwei Möglichkeiten. Der Vertrag kann gekündigt werden und Du musst ab dem 1. Juli nicht mehr für die Kosten aufkommen. Dann musst Du natürlich auf Internet-TV oder Satellitenanschluss umsteigen, damit das Bild nicht plötzlich schwarz bleibt. Einen Zwang zum Wechsel gibt es jedoch nicht. Mieter können auch nach wie vor dem Kabelfernsehen treu bleiben. Damit wird jedoch eine Preiserhöhung einhergehen. Denn durch die Abschaffung des Nebenkostenprivilegs werden den Anbietern plötzlich viele Kunden wegfallen. Um diesen Rückgang auszugleichen, müssen bestehende Verträge angepasst werden. Mit hohen Preissteigerungen wirst Du aber nicht rechnen müssen.
Es kann sich lohnen, nach dem 1. Juli einen Preisvergleich durchzuführen. Denn der Markt ist privatisiert. Anbieter von IPTV und DVB-T2 HD werden garantiert mit Angeboten locken. Wenn Dein Vermieter den Sammelvertrag nicht kündigt, musst Du einen genauen Blick auf die nächste Nebenkostenabrechnung werfen. Denn laut Gesetz müssen Vermieter die anfallenden Kosten dann selbst tragen. Wird die Abrechnung falsch erstellt, solltest Du das umgehend schriftlich reklamieren. Reagiert der Vermieter nicht, kannst Du Rücksprache mit einem Anwalt halten.
Internet und Telefonie: Der Kabelanschluss kann weiterhin genutzt werden
Das abgeschaffte Nebenkostenprivileg bezieht sich nur auf Sammelverträge für das Fernsehen. Individuelle Internet- und Telefonverträge bleiben davon unberührt. Dein Kabelanschluss kann in Zukunft also auch weiterhin wie gewohnt genutzt werden. Wichtig zu wissen: Es muss sich ab dem 1. Juli jedoch stets um Individualverträge zwischen dem Anbieter und dem Mieter handeln. Sind Internet und Telefon in irgendeiner Form an den Sammelvertrag für das Kabelfernsehen gebunden, solltest Du sicherheitshalber Rücksprache mit dem Anbieter halten. Hier erhältst Du eine Auskunft darüber, ob eine Vertragsänderung notwendig ist.
Fernsehen über das Internet boomt weiter
Großer Gewinner der Abschaffung werden vermutlich die IPTV-Anbieter sein. Denn Fernsehen über das Internet wird immer beliebter. Mit der wachsenden Bedeutung von Streaming-Diensten sind heutzutage nahezu alle neuen TV-Geräte mit WLAN ausgestattet. Klassisches Fernsehen ist hauptsächlich bei der jungen Generation kaum noch ein Thema. Netflix, Amazon Prime und Co. überzeugen mit einem umfassenden Angebot an Filmen und Serien, die jederzeit abgerufen werden können. Dann wird meist auch gleich das klassische Fernsehen über IPTV-Anbieter gebucht. Jedoch könnte sich auch das in naher Zukunft ändern. Immer mehr Sender veröffentlichen eigene Mediatheken, die gezielt auf das jüngere Publikum ausgerichtet sind. Hier können die Inhalte jederzeit gestreamt werden. Zudem werden einige Produktionen gar nicht mehr im TV ausgestrahlt, sondern sind nur noch über das Internet verfügbar.
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